Grundlage für Marktreife gelegt
»Mit der Errichtung einer Wasserstoff-Startinfrastruktur wird nun die Grundlage für den Markthochlauf von grünem Wasserstoff gelegt. Insbesondere mit dem Blick auf ambitioniertere Treibhausgasminderungsziele sind die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff und der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien hochwichtig, um Klimaneutralität zu erreichen. Die Auswahl der sächsischen Projekte beweist das Innovationspotenzial sächsischer Unternehmen und zeigt einmal mehr, dass der Freistaat Sachsen im Bereich Wasserstoff eine tragende Rolle spielen kann«, kommentierte der sächsische Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther den Erfolg der sächsischen Projekte. Für die ausgewählten Projekte erfolgt nun eine rasche Vernetzung mit den Projekten der anderen 22 am IPCEI-Projekt teilnehmenden Mitgliedsstaaten im Rahmen eines europäischen Match-Making-Prozesses.
Die finale Entscheidung über die Förderung wird die Europäische Kommission 2022 fällen. Damit die langfristigen energie- und klimapolitischen Ziele der Europäischen Union, Deutschlands und des Freistaat Sachsen im Einklang mit dem Übereinkommen von Paris und den Zielen des europäischen Green Deal erreicht werden können, ist eine weitgehende Abkehr von fossilen Energieträgern in allen Sektoren notwendig. Für den Freistaat stellt Wasserstoff dabei eine große industriepolitische Chance dar, um die Defossilisierung ökonomisch, ökologisch und sozial gerecht voranzutreiben, Vorreiterpositionen in einem globalen Zukunftsmarkt zu sichern und Wertschöpfung in Sachsen zu schaffen. Im Rahmen des IPCEI-Interessenbekundungsverfahren des BMWi und BMVi zur geplanten Förderung im Bereich Wasserstofftechnologien und -systeme wurde bundesweit eine Vielzahl von Projekten eingereicht.
Aufbau von Wasserstoffinfrastruktur in Leipzig
Ausgewählt wurden nun fünf strategisch wichtige sächsische Projekte und als relevant zum Aufbau und Markthochlauf einer Wasserstoffwirtschaft im europäischen Kontext eingestuft. Die sächsischen Vorhaben konnten insbesondere durch ihren länderübergreifenden Ansatz zusammen mit Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern überzeugen. Der Aufbau einer vernetzten Wasserstoffinfrastruktur soll durch die der EU vorgeschlagenen Projekte der Unternehmen Ontras und der LVV-Gruppe aus Leipzig gelingen. Angebunden an diese Infrastruktur möchte das Unternehmen EDL die weltweit erste Anlage zur Erzeugung von nachhaltigem, synthetischem Kerosin im Industriemaßstab in Sachsen errichten. Zudem werden die empfohlenen Projekte der Unternehmen Sunfire und Vitesco Technologies ihre Kompetenzen zur Produktion hocheffizienter Elektrolyseure einbringen.
62 Großprojekte wurden dafür von BMWi und BMVI ausgewählt – darunter diese fünf Großobjekte aus Sachsen:
* H2-SARA, Dresden – Sunfire GmbH
* H2-SARA, Limbach-Oberfrohna
* LHyVE Erzeugung, Leipzig – EDL Anlagenbau GmbH
* LHyVE System, Leipzig – Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH
* LHyVE Transport, Leipzig – Ontras Gastransport GmbH
Die sächsischen Projekte adressieren die dringend benötigte großskalige Produktion von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen sowie die zeitnahe Anbindung der Region Leipzig an ein »Deutsches Wasserstoffstartnetz«.
Ministerpräsident Michael Kretschmer: »Ich freue mich sehr und gratuliere allen sächsischen Bewerbern zu diesem großen Erfolg. Die Innovationskraft der sächsischen Unternehmen konnte auch im Rahmen des IPCEI-Wasserstoff wieder unter Beweis gestellt werden. Damit kann auch aus Sachsen heraus ein aktiver Beitrag zur Dekarbonisierung der deutschen Industrie geleistet werden. Nur gemeinsam können wir diesen Transformationsprozess meistern. Sachsen ist Industrie- und Innovationsstandort und hat nun die Möglichkeit zu zeigen, dass Wirtschaftsentwicklung und Klimaschutz Hand in Hand gehen können. Dabei wird die Wasserstoffwirtschaft eine große Rolle spielen. Ich bin überzeugt, dass Sachsen und Deutschland diese Trendwende schaffen und wir auch weiterhin einer der bedeutendsten Wirtschafts- und Industriestandorte der Welt sein werden. Mein Dank geht daher an die Bundesminister Altmaier und Scheuer für das Vertrauen in die sächsischen Bewerber.«
Hintergrund
Im Januar 2021 haben die Bundesministerien für Wirtschaft und Energie (BMWi), Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sowie Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) die Industrie aufgerufen, Projektskizzen für Wasserstofftechnologien und -systeme einzureichen. Der Aufruf zielt auf sogenannte IPCEI-Vorhaben ab. Die Abkürzung steht für »Important Project of Common European Interest« – also ein transnationales, wichtiges Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse, das mittels staatlicher Förderung einen wichtigen Beitrag zu Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und Wirtschaft leistet. Bis zum Stichtag 19. Februar 2021 gingen beim BMWi zahlreiche Interessensbekundungen – auch von sächsischen Unternehmen – ein. Die Aktivitäten der sächsischen Unternehmen sind beispielhaft für ein modernes und nachhaltiges Wirtschaften. Die Projekte adressieren zentrale Herausforderungen der Wasserstoffwirtschaft. Kernthemen sind die dringend benötigten Fertigungskapazitäten im Gigawatt-Bereich für Elektrolyseure und Brennstoffzellen, der notwendige Aus- und Umbau einer Wasserstoffinfrastruktur mit Anbindung an ein europäisches Wasserstoffnetzwerk, die Anwendung von Wasserstoff und dessen Derivaten in der Industrie und Luftfahrt sowie der zielgerichtete Einsatz von Wasserstoff für eine dekarbonisierte Energieversorgung.
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